Epilepsie ist eine Erkrankung, die jeden treffen kann – in jedem Alter, unabhängig von der Lebensweise. Statistiken zufolge hat nur jeder zweite Patient die Chance, die Ursache dieser Erkrankung zu erfahren. Ist Vererbung eine davon? Die Antwort auf diese Frage ist nicht eindeutig, und Experten sprechen lieber von genetischer "Veranlagung" oder "Grundlage".
Experten haben einen Zusammenhang zwischen epileptischen Anfällen und genetischen Faktoren festgestellt. Es muss jedoch betont werden, dass Epilepsie zu den multifaktoriellen Erkrankungen gehört, deren familiäres Auftreten zwar vorkommt, aber nicht häufig ist.
Bestimmte Epilepsietypen oder epileptische Syndrome können jedoch klassische genetische Erkrankungen sein. Die ersten wissenschaftlichen Beweise für Genmutationen, die zur Entwicklung von Epilepsie führen, erschienen bereits 1995. Damals wurde ein Gen entdeckt, dessen Mutation für die fehlerhafte Funktion der GABA-Rezeptoren verantwortlich war (diese beeinflussen die normale Funktion des Nervensystems) und folglich für fokale epileptische Anfälle, die nur einen Bereich des Gehirns betreffen.
Derzeit wird vermutet, dass fast die Hälfte aller Epilepsiefälle eine genetische Grundlage hat. Dies bedeutet, dass bestimmte Mutationen in Genen auftreten, deren Proteine spezifische Funktionen in Nervenzellen erfüllen. Ihre Entdeckung und die Anerkennung der genetischen Grundlage eines Epilepsiefalls ermöglicht es, Ähnlichkeiten zu genetischen Ursachen anderer neurologischer Entwicklungsstörungen wie Autismus oder geistige Behinderung zu erkennen.
In der Epileptologie gilt der Grundsatz: Je früher die Epilepsie diagnostiziert wird, desto wahrscheinlicher ist eine genetische Ursache. Diese Art der Epilepsie kann sich bereits am ersten Lebenstag manifestieren.
Die grundlegende Einteilung genetisch bedingter Epilepsien unterscheidet:
In einigen Fällen können Experten bestimmen, mit welchem Typ sie es zu tun haben.
Polygenetische (multifaktorielle) Epilepsie tritt meist im späteren Alter auf, typischerweise in Form von fokalen Anfällen, die einen Teil des Gehirns betreffen. Häufig werden sie auch durch einzelne Entwicklungsstörungen des Nervensystems verursacht. Meist ist die Krankheitsgrundlage jedoch viel komplexer.
Monogenetische Epilepsie wird hingegen häufig bei epileptischer Enzephalopathie vermutet – wenn die Epilepsie von anderen Entwicklungsstörungen begleitet wird, wie geistiger Behinderung oder Entwicklungsverzögerungen. Eltern oder Betreuer können dann bei ihrem Kind einen zusätzlichen entwicklungsbedingten Rückschritt beobachten, der durch epileptische Anfälle verursacht wird. Bei epileptischen Enzephalopathien treten Krämpfe bereits im frühen Säuglings- oder Neugeborenenalter auf.
Außerdem wird monogenetische Epilepsie auch bei epileptischen Syndromen wie dem Dravet- oder West-Syndrom vermutet. Experten berücksichtigen sie besonders bei generalisierten Anfällen, die sich durch epileptische Entladungen in beiden Hemisphären gleichzeitig auszeichnen.
Derzeit kann genetisch bedingte Epilepsie bei mehreren Dutzend Prozent der untersuchten Patienten festgestellt werden. Das ist eine große Veränderung, da die Nachweisbarkeit vor 10-15 Jahren nur wenige Prozent betrug. Diagnostische Tests umfassen:
Weltweit laufen derzeit Studien zur genetischen Grundlage der Epilepsie. In Polen sind dies das "EPIMARKER"-Programm in Posen und "EPISTOP" an der Medizinischen Universität Warschau. Außerhalb unseres Landes ist das britische Projekt "Epilepsy Genomics" bedeutend, das sich auf epileptische Syndrome konzentriert.
Eine wichtige Rolle bei der Vertiefung des Wissens über die Vererbung von Epilepsie spielen auch europäische Referenznetzwerke (European Reference Networks). Eines ihrer Elemente ist die Initiative "EPICARE", die Kliniken für Epilepsiebehandlung und -diagnostik vereint.
*Untersuchung verfügbar bei Neurosphera. Erfahren Sie mehr über den Ablauf, Indikationen und den Nutzen der Ergebnisse.
Fachliche Zusammenarbeit: Dr. hab. med. Krzysztof Szczałuba.